3 P´s, Permission, Protection, Potency
In der Skriptentwicklung wird sichtbar, dass jeder von uns ein für ihn typisches System von Erlaubnissen und Verboten entwickelt. In Therapie und Beratung geht es darum, diese Verbote, die im aktuellen Leben zu Schwierigkeiten führen, aufzuspüren und aufzulösen. Dafür sind Erlaubnisse ein notwendiger Bestandteil der Arbeit. Eine wichtige Voraussetzung für diese Arbeit ist eine gute Ansprechbarkeit des Erwachsenen-Ich, damit die Informationen, die für diese Arbeit notwendig sind, aufgenommen werden können.
Permission/Erlaubnis:
Erlaubnisse sind entscheidende Interventionen in Beratung und Therapie, da sie die Klienten darin unterstützen, Neu-Entscheidungen zu treffen, also bedeutsame Skriptanteile zu verändern. Erlaubnis wird gegeben aus dem Eltern-Ich des Professionellen und gestützt und getragen von der
ER–orientierten Beziehung. In der Erlaubnistransaktion setzt sich der/die Transaktionsanalytiker/in über die Eltern – Introjekte hinweg und ergreift „die Macht“. Eric Berne schreibt dazu: „Die Erlaubnis ist das therapeutische Hauptinstrument des Skriptanalytikers, denn sie bietet einem Außenstehenden die einzige Chance, den Patienten von jenem Fluch zu befreien, den seine Eltern ihm auferlegt haben.“ Für ihn spielt die Erlaubnis eine entscheidende Rolle bei Heilung.
In der Therapie/Beratung sind die Machtverhältnisse in der Regel am Anfang so, dass für die Klienten die inneren Eltern die Macht haben und dass der Berater erst einmal „beweisen muss“, dass auch sie mächtig sind und Standfestigkeit haben.
Permission wird in Beziehungen zu einem großen Teil nonverbal gegeben. Ob Erlaubnis in einer Beziehung vorhanden ist, ist atmosphärisch spürbar und hat damit Auswirkungen auf alle Beteiligten, meistens reicht eine kritisch hochgezogene Augenbraue oder ein wohlwollendes Lächeln, um die Atmosphäre negativ oder positiv zu verändern.
Wenn eine Klientin in der Kindheit nicht die Erlaubnis hatte, sich mit seinen Bedürfnissen und Gefühlen zu zeigen und gelernt hat, nicht wichtig zu sein, so wird diese Klientin sich auch in der Therapie/Beratung damit vermutlich nicht zeigen. Als Beraterin/Berater ist es wichtig zu spüren und einzuschätzen, was die Klientin an Erlaubnis braucht, um einen nächsten Entwicklungsschritt zu machen.
Da es dabei um Skriptänderung geht, muss vor der Erlaubnis klar sein, welches Skriptthema bearbeitet werden soll (Vertrag) und wie die Antithese dazu lauten kann. Erst dann ist es sinnvoll, dass der Berater oder Therapeut die Erlaubnis, die dann spezifisch sein kann, gibt. Da Angst und Unsicherheit bei Neuem dazugehören, ist es wichtig, auf diese gefasst zu sein und den Klienten durch den Schutz die Möglichkeit zu geben, zu bleiben und sich zu stellen anstatt zu flüchten (normale Reaktion bei Angst).
Durch diese Befreiung von den inneren Einschränkungen wird kein Freibrief gegeben, nun alles zu tun, was es gibt, ohne Rücksicht auf sich selbst und andere. Es ist das Ziel, dass die Klienten den Weg gehen ihr Leben autonom zu leben, so wie Berne (1972) es beschreibt.
In den siebziger Jahren wurde diese Möglichkeit der Autonomie und der Erlaubnis, möglichst all das zu tun, was machbar ist, oft missverstanden und missbraucht. Es ist wichtig, die Gesamtsituation der Klienten nicht aus den Augen zu verlieren und ihnen die Anregung zu geben, auch die Folgen, die Veränderungen mit sich bringen können, nachzudenken. Die Erlaubnis muss innerhalb des Beratungs- oder Therapievertrages sein.
Protection/Schutz:
Für Berne ist Schutz auch ermutigender Rückhalt.
Beziehungen, in denen zu Beginn bewusst für eine angemessen schützende Atmosphäre gesorgt wird, haben ein stabiles Beziehungsfundament, wie es auch Ian Stewart in seinem Buch „Transaktionsanalyse in der Beratung“ beschreibt: “Zuerst legt man ein solides Fundament, dann wird Stein auf Stein gemauert. Die Stabilität der ganzen Struktur hängt also davon ab, wie gut der Berater das Fundament und die unteren Ziegelreihen gemauert hat.“
Schutz ist notwendig in zwei Aspekten. Zum einen ist der Klient in der Phase der Neu-Entscheidung noch nicht sicher und braucht Ermutigung, Halt und Unterstützung durch die Professionellen. Der Schutz dient dem inneren Kind, wenn er anders handelt, denkt und fühlt, als die Eltern es für richtig hielten. Denn es besteht die Gefahr, dass es von den inneren Eltern gestraft wird, oder sich selber straft. Schutz bedeutet somit auch, dem/der Klienten/Klientin einen Raum zu geben, in der er/sie die Sicherheit hat, mit allen war er/sie zeigt, eine Ok-Ok-Haltung zu erfahren.
Der zweite Aspekt ist der Schutz, der durch die äußeren Strukturen zu setzten ist. Inwieweit sind die Rahmenbedingungen passend. Kann die Professionelle dem Klienten geben, was er braucht? Organisatorische, fachliche, rechtliche und ethische Aspekte sind zu beachten.
Potency/Stärke:
Die Stärke hängt auch mit der Kraft des Professionellen zusammen, sich dem Thema und der Person des Klienten zu stellen. Was bedeutet das Thema des Klienten für die Professionelle: welche Erfahrungen hat sie damit usw. Erlaubnis und Schutz müssen mit Stärke und Nachdruck gegeben werden, damit sie einen andauernden Effekt haben. Die Stärke liegt in dem rechten Zeitpunkt der Interventionen und darin, dass Therapeuten und Berater kongruent sind. In der Kongruenz der Eindeutigkeit liegt die Notwendige Energie. Die Glaubwürdigkeit dessen, was gesagt wird, wie es gesagt wird und von welchen Verhalten es begleitet wird, ist für die Wirksamkeit entscheidend.
Zur Potency gehört auch die fachliche Kompetenz, die Verbindlichkeit und ein Verantwortungsbewusstsein des Professionellen. Dazu gehört z.B. auch dazu zu stehen, wenn ich gerade eine Frage nicht beantworten kann. Oder wenn ich fachlich nicht der richtige Therapeut/Berater/in bin.
Das Zusammenwirken von Erlaubnis, Schutz und Stärke:
Wichtig ist, dass diese drei Interventionen gleichzeitig gegeben werden. Das bedeutet, dass die Stärke und der Schutz für Klienten spürbar da sein müssen, wenn Erlaubnis gegeben wird. Dies Vorgehen hat Eric Berne in der Erlaubnistransaktion zu vier Schritten zusammengefasst:
1. Information aus dem ER
2. Erlaubnis aus dem EL
3. Schutz aus dem EL
4. Dazu gehört eine nachfolgende Bestärkung in Form von Informationen zur Stabilisierung des Neuen aus dem ER.
Eine Erlaubnis geht nach Eric Berne somit von einer wohlwollenden elterlichen Halsung aus und richtet sich an das Kind oder in einer Therapie/Beratung an das „Kind“ im Erwachsenen. Dazu braucht der Klient vom Therapeuten Information aus dem ER und Schutz aus dem EL.
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Vgl.„Transaktionsanalyse – Lehrbuch für Therapie und Beratung“ von Hennig und Pelz, S. 207, f. und Schlegel, L., Handwörterbuch der Transaktionsanalyse S. 64
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